54. Landestagung für Verwitwete und Alleinstehende im KVW
Professor Dr. Ulrich Fistill, Geistlicher Rektor der Cusanus-Akademie, zelebrierte zum Auftakt der Veranstaltung einen festlichen Gottesdienst und forderte die vielen Frauen und wenigen Männer auf, den Blick auf Gott und den Nächsten zu richten. Gerade in der vorösterlichen Zeit sei eine Begegnung mit Gott möglich. Manchmal brauche es Opfer: Auch ein altes Samenkorn müsse sterben, damit neue, reife Früchte daraus hervorgehen können.
Musikalisch umrahmt wurde der Festgottesdienst vom Sarner Männerchor mit Rosa Oberhöller an der Harmonika.
Der Landesvositzender des KVW Werner Steiner begrüßte die Anwesenden im Namen des Verbands und betonte, dass die Arbeit vor Ort nach wie vor unersetzlich sei und er beim Blick in den Saal viel Weisheit und Erfahrung erkenne. Durch schwere Schicksalsschläge hätten viele der Witwen und Witwer eine enorme Stärke und Resilienz entwickelt und darüber hinaus durch ehrenamtliches und freiwilliges Engagement viel Solidarität mit anderen gezeigt. „Solidarität funktioniert gut, wenn man sich versteht und aufeinander zugeht“, so Steiner in seinen Grußworten. Außerdem sei es wichtig, dass dieses Verständnis nicht bei „unseren Leuten“ aufhöre, da wir die Umstände und schwierigen Lebenslinien mancher neuer Mitbürger:innen oft nicht kennen.
Woran erkennt man einen glücklichen Menschen? Was bedeutet Glück? Reinhard Demetz, Leiter des Seelsorgeamtes der Diözese Bozen-Brixen, stellte seinen Vortrag unter den Titel "Glück: Illusion oder Lebensziel?“. Gleich zu Beginn ließ er die Zuhörer im Saal allerdings wissen, dass er all jene enttäuschen müsse, die dafür passende Rezepte erwarten. Diese könne er ebenso wenig liefern wie selbsternannte Heilsbringer aus dem Internet oder andere, die vorgeben, „Wege zum Glück“ aufzeigen zu können. Vielmehr stellte Demetz zu Beginn eine Reihe von gewichtigen Meinungen vor, die sich mit dem Thema Glück auseinandergesetzt haben. Die Reise reichte von Sokrates' Aussage "Glück ist Vernunft und Tugend... lieber gerecht sterben als ungerecht leben!" über Diogenes "Glück ist Genügsamkeit" bis hin zu Seneca, der Glück in der Selbstbeherrschung, im Wissen um das Machbare und in der inneren Ruhe verortete. Unterschieden werden kann zwischen dem so genannten Empfindungsglück und dem Erfüllungsglück. Ersteres kann man sich so vorstellen, dass es ein Belohnungszentrum im Gehirn gibt und wir uns durch starke Erlebnisse, Rausch, soziale Anerkennung, sexuelle Lust, Macht oder auch Erfolg glücklich fühlen. All das verlangt aber nach mehr: Es entsteht fast eine Sucht, die Dosis muss ständig erhöht werden.
Dem gegenüber steht das Erfüllungsglück. „Glück ist ein Geschenk, für das man etwas tun muss. Es ist wichtig, dass man etwas dazu beitragen muss, um glücklich zu sein. Man kann es nicht erzwingen wie die Liebe“, so Demetz. Immer wieder stellte er Querverbindungen zu biblischen Gleichnissen und Geschichten her. So erklärte er anschaulich, was in der Bibel gemeint ist, wenn es heißt: „Herr, schenk mir ein hörendes Herz". Wenn jeder nur seine Ideen und Meinungen vertritt, wird der andere überhört. Menschen sind aber kommunikative Wesen und zum Glücklichsein gehören auch Dankbarkeit und Gemeinschaft. Oder um es mit dem englischen Philosophen Francis Bacon zu sagen: „Es sind nicht die Glücklichen, die dankbar sind. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind. Abschließend gab Demetz den anwesenden Witwen, Witwern und Alleinstehenden mit auf den Weg: „Glück ist, einen Plan zu haben... für etwas oder jemanden da zu sein“.
Das Gehörte griff die Vorsitzende Rosa Purdeller Obergasteiger in ihren Abschlussworten gleich auf: „Mich erfüllt es mit großem Glück, wenn ich sehe, welch sinnstiftende Tätigkeit wir nun schon seit Jahrzehnten für so viele machen. Wir sind dankbar und glücklich“.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurde der Nachmittag zum gemütlichen Beisammensein genutzt. Für Unterhaltung sorgten die Seniorentheatergruppe Unterinn und der Sarner Männerchor mit Rosa Oberhöller.